Vom 25.05. bis zum 30.05.2024 reisten erneut 65 Michaelaner/-innen der Jahrgangsstufen Q1 und Q2 nach Auschwitz (Oświęcim) sowie Krakau, um das eigene Wissen über die NS-Zeit und den Holocaust zu vertiefen, um Orte der Verbrechen, das Konzentrationslager Auschwitz und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, zu besuchen und um sich dem jüdischen Leben der Vergangenheit sowie der Gegenwart zu nähern.

Das KZ Auschwitz war auf unserer Gedenkstättenfahrt omnipräsent: Wir wohnten direkt gegenüber, wir besuchten es täglich, wir beschäftigten uns in unserer Freizeit damit. Diese Nähe war sehr vorteilhaft, um sich intensiv und nachhaltig mit Auschwitz auseinanderzusetzen.

Woran denkst du, wenn du „Auschwitz“ hörst? An die heutige Stadt Oświęcim wohl eher nachrangig. Hier begann jedoch unser Programm mit einer Besichtigung der charmanten Stadt sowie einer Führung in der Synagoge Oświęcims, welche direkt an das Jüdische Zentrum in Oświęcim angeschlossen ist, das wir ebenfalls besuchten. Kaum jemand hatte eine Synagoge zuvor von innen gesehen und es war etwas Besonderes, jüdische Bräuche und Gegenstände, wie Kippa, Mesusa und Tora, kennenzulernen.

In zwei vierstündigen deutschsprachigen Führungen erfuhren wir viel über das Stammlager, Auschwitz I, sowie das Vernichtungslager Birkenau, Auschwitz II. Dabei sahen wir die menschenverachtende Bauweise der Lager, hörten von den Gräueltaten der Nationalsozialisten und den erbarmungslosen Zuständen im KZ sowie von der brutalen Vorgehensweise gegen die Häftlinge, die überwiegend zu ethnischen Minderheiten gehörten. Wir sahen Bilder von kahlen, knochigen, kraftlosen KZ-Insassen, erfuhren von Mahlzeiten, die den Tagesbedarf nicht annähernd decken, und den willkürlichen, grausamen, nahezu zynischen Bestrafungen, welche die Häftlinge hinnehmen mussten, in der Hoffnung, vielleicht einen, zwei, drei oder vier weitere Tage zu überleben, bevor sie der Todesmaschinerie zum Opfer fielen.

Exakt dort zu stehen, wo all das passiert ist, wo über eine Millionen Menschen ihr Leben verloren, ist ein eindrückliches Gefühl, welches kaum in Worte zu fassen ist. Wir versuchten es trotzdem und reflektierten täglich gemeinschaftlich das Erlebte.

Zusätzlich zu den Führungen durften wir durch Workshops zu den Themen „Kinder im KZ“, „Flucht(versuche) aus dem KZ“ und „Sport im KZ“ Schwerpunkte setzen und vertieften unser Wissen durch beeindruckende Fallbeispiele.

Außerdem besuchten wir das Stammlager erneut in kleineren Gruppen ohne Führung, wodurch wir uns eigenständig die nationalen Ausstellungen im Stammlager anschauen konnten. So hatte man die Möglichkeit, sich den eigenen Interessen zu widmen und sich individuell umzuschauen.

In eigenen Workshops konnten sich die Teilnehmenden abschließend sehr frei künstlerisch und literarisch durch ein Medium ihrer Wahl ausdrücken. Auffällig war insbesondere, wie mahnend die Verarbeitungen mit den gegenwärtigen politischen Entwicklungen und der als kritisch anzusehenden Popularität recht(sextrem)er Parteien in Deutschland umgingen. Die Nachbereitung der Gedenkstättenfahrt wird in eine Veranstaltung am 08.11.2024 münden, in der die Schülerinnen und Schüler ihre persönlichen Reflexionen, Eindrücke sowie literarischen und künstlerischen Verarbeitungen präsentieren werden.

Bevor wir dann letztendlich die 16-stündige Heimfahrt zurück nach Bad Münstereifel antraten, besichtigten wir zuletzt Krakau. Im jüdischen Museum in Krakau erhielten wir einen Einblick in die Spuren jüdischen Lebens, vor allem in Osteuropa, und hatten die großartige Möglichkeit eines Zeitzeugengesprächs mit der jüdisch-stämmigen Holocaust-Überlebenden Monika Goldwasser. Sie erzählte ihre bewegende Lebensgeschichte und die Geschichte ihrer Familie. Da die Zeitzeugin nur polnisch fließend sprach, wurde das Gespräch von einer Museumsangestellten übersetzt. Zusammengefasst schilderte Frau Goldwasser, wie ihre Eltern sie, bevor sie wegen ihrer Angehörigkeit zum Judentum deportiert wurden, in ein katholisches Kloster brachten, wo sie von einer katholischen Familie adoptiert wurde, die sie vor dem Tod im Holocaust bewahrte. Von ihrer Abstammung erfuhr sie erst im Alter von 22 Jahren, kurz vor dem Tod ihrer Adoptivmutter. Im Erwachsenenalter begann sie mit der Ahnenforschung und recherchierte ihre Vergangenheit, welche sie uns nun in ihrer herzlichen Art erzählte.

In Krakau schauten wir uns auf eigene Faust um und konnten die schöne Stadt erleben. Abends traf sich ein Großteil der Gruppe zum Abendessen im jüdischen Restaurant, wo sogar live Klezmer-Musik gespielt wurde.

Insgesamt war die Gedenkstättenfahrt des StMG eine sehr bereichernde und gelungene Veranstaltung, die eindrucksstark an unsere Vergangenheit erinnerte und erneut vor Augen führte, dass aus der Vergangenheit Schlüsse für die progressive Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft gezogen werden müssen.

Möglich wurde diese Fahrt vor allem auch dank der großzügigen finanziellen Unterstützung des Landes NRW, der Volksbank Euskirchen und der Kreissparkasse Euskirchen. Dafür möchten wir ein herzliches Dankeschön sagen!

Nie wieder ist jetzt – deutschlandweite Demonstrationen für die Demokratie zeigen, dass die Mehrheit unserer Gesellschaft keinen Platz für Hass und Hetze sowie Anfeindungen und Angriffe lassen wird.

Text: Paul Weißenfels (Q2)
Fotos: Herr Kunz