Erinnerungskultur in Bad Münstereifel – ein Beitrag des St. Michael-Gymnasiums

Am 08. November präsentierten Schülerinnen und Schüler der Q2 86 Jahre nach den Novemberpogromen der Nationalsozialisten am 09./10.11.1938 ihre Reflexionen im Anschluss an die Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz. Die Veranstaltung in der evangelischen Kirche stand unter dem Thema „Nie wieder ist heute“ und gedachte der Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Zugleich sensibilisierte sie für die Verantwortung, die das Erinnern auferlegt.

Eindrucksvoll und berührend brachten die Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken und Eindrücke in Form von (bildgestützten) Vorträgen, Gedichten, Filmen und musikalischen Beiträgen dar und betonten dabei immer wieder die Aktualität und Bedeutsamkeit des Erinnerns angesichts gegenwärtiger nationaler Ereignisse und internationaler Konflikte und Kriege.

Die folgenden Ausführungen geben einen kurzen Überblick über das dargebotene Programm.

Im ersten Teil des Abends informierten Johannes A. und Maximilian B. über die Bedeutung des 09.11.1938 und im Besonderen über die Reichspogromnacht in Bad Münstereifel. Elaha A., Saphira B. und Lilly Müller von B. legten im Anschluss ihre Gründe und ihre Motivation für die Teilnahme an der Gedenkstättenfahrt dar. Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Gedanken während des Besuchs des Stammlagers Auschwitz I teilten Julia A., Sophie A., Betül S. und Viktoria S. zunächst im Wort und anschließend in einem eigenen Film dem Publikum mit. Lyrische Texte von Florian S. („Nie wieder ist heute“) und Livia H. („Auschwitz“) brachten das Unsagbare in eine literarische Form, während Elisa M., Johanna M., Linda P. und Marie S. im Wechsel Auszüge aus den Reflexionen der Teilnehmenden an der Gedenkstättenfahrt vortrugen.

In einer 30-minütigen Pause konnten alle Anwesenden eine kleine Ausstellung betrachten mit Malereien einiger Schülerinnen und Schülern, Informationen über das heutige Oświęcim (Auschwitz), Collagen, dem Programm der Fahrt, Informationen über und Bilder des Holocaustüberlebenden Jehuda Bacon u.v.m. Ausführliche Reflexionen von Nuala N. und Lilly Müller von B. lagen zur Lektüre oder Mitnahme aus. Zudem kamen die Anwesenden miteinander ins Gespräch und konnten koscheren Wein kosten.

Der zweite Teil des Abends begann mit einem Film von Justus L. über den Aufenthalt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Oświęcim sowie Krakau. Der Film zeigte abschließend Bilder vom Zeitzeuginnen-Gespräch mit Monika Goldwasser und vom Besuch des jüdischen Restaurants im Stadtteil Kazimierz in Krakau. In einem bildgestützten Vortrag informierten Noah H. und Moritz S. danach über das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, das zweite von drei Lagern im Lagerkomplex Auschwitz. Die Zeitzeugenberichte von Holocaustüberlenden, vorgetragen von Nuala N. und Saskia B., verdeutlichten eindrücklich die Ängste der Opfer und die Gräueltaten der Nationalsozialisten.

Wenigen Inhaftierten ist die Flucht aus dem KZ Auschwitz gelungen. Über eine dieser geglückten Fluchtgeschichten erzählte ein ebenfalls bildgestützter Vortrag von Lissy H. und Louisa M.. Charlotte Delbos „Auszug aus Straße der Ankunft, Straße der Abfahrt“, ein Gedicht einer Auschwitzüberlebenden, schildert sehr aufrüttelnd die Anfragen an uns aus der Perspektive eines Opfers. Nuala N. und Saskia B. präsentierten in einem bewegenden Vortrag diesen Text.

Florian S. ging in einem weiteren Text der Frage nach, wie es möglich war und ist, dass Menschen zu Tätern werden.

Den zweiten Teil des Abends beschlossen Fiona W. mit ihrem Tagebucheintrag zur Gedenkstättenfahrt sowie Alexander B., Clemens B. und Ben S., die im Wechsel Schlagzeilen zu antisemitischen und rassistischen Vorfällen in unserem Land vortrugen und somit den appellativen Charakter des „Nie wieder ist heute“ betonten.

Lissy H. bot dem Publikum mit ihrem Klavierspiel zwischen den Wort- und Bildbeiträgen immer wieder die Möglichkeit, das Gehörte und Gesehene zu bedenken. Fiona W., unterstützt von Simon van L. an der Gitarre, berührte mit ihrem Gesang der Lieder „Die Kinder von Izieu“ (Reinhard Mey) und „Imagine“ (John Lennon) die Zuhörenden.

Begleitet wurden die Schülerinnen und Schülern von den Lehrinnen und Lehrern J.-C. Bauer, M. Bitterberg, E. Kunz, L. Stichl und I. Zingsheim.

Text: Frau Zingsheim
Fotos: Frau Bierdel